Unser Friedenstor

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Unser Friedenstor

Mit Beginn des neuen Kirchenjahres, am 1. Adventsonntag, konnten wir das Projekt Friedenstor zum feierlichen Abschluss bringen. Das Tor wurde feierlich eingeweiht. Viele Mitfeiernde waren dabei, als die verhängte Türe mit den 4 Bronzetafeln enthüllt und mit dem Psalm 24 begrüßt wurde:

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! 

Unter festlicher Musik – an der Orgel Melitta Ebenbauer und an der Trompete Geza Vörösmarty – zog die Gemeinde dann durch das neue Tor in die Kirche ein, um den Festgottesdienst zu feiern.

Suche den Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34,15)

Der folgende Text ist inspiriert von der Predigt unseres Pfarrers Christian Brost und den Ansprachen bei diesem Festgottesdienst.

Wenn wir Frieden suchen wollen, ist es sinnvoll im eigenen Herzen damit zu beginnen. Es ist ein wichtiger erster Schritt mit der eigenen Lebensgeschichte Frieden zu schließen:

Mit dem, was mir widerfahren ist.
Mit dem, was ich getan habe.
Mit dem, was ich unterlassen habe.
Das ist gar nicht so einfach.

Warum kommen die alten Geschichten immer wieder hoch? Gibt es da noch etwas, was ich mit Menschen oder mit Gott klären muss?

Erst wenn wir die Dinge anschauen, aufarbeiten und abschließen, können wir Frieden finden.

Frieden suchen und finden ist eine dauernde Aufgabe. Im Miteinander von uns Menschen wird es immer darum gehen, dass wir den Frieden suchen, indem wir achtsam und friedfertig miteinander umgehen.

Besitzen werden wir den Frieden nie. Er ist und bleibt ein Geschenk, eine Gnade.

Das ist wie mit dem Licht einer Kerze. Wenn sie jemand ausbläst, stehen wir wieder im Dunkeln: auch die Flamme des Friedens will immer wieder neu entfacht werden.

Was macht Friedensjäger aus? Was sind ihre Merkmale? 

3 Punkte zählte unser Pfarrer in seiner Predigt auf:

Friedensjäger vertrauen auf Gott.
Friedensjäger sind keine Einzelgänger.
Friedensjäger wissen, dass auch ihre Mitmenschen Gottes geliebte Kinder sind.

All das hat Jesus Christus in seinem Leben vorgemacht. Immer wieder suchte Jesus die Stille, um mit Gott ins Gespräch zu kommen. Im Gebet vergewisserte er sich des Zuspruchs des Vaters, ohne den hätte er wohl nicht die Kraft gefunden, die er letztlich für das hatte, was er tat. Er suchte sich Freunde – Verbündete – mit denen er das Leben teilte. Freude und Schmerz, Lachen und Weinen, Disput und Gebet teilten sie miteinander.

Und schließlich Jesu Einladung an uns, auch unsere Feinde zu lieben:

Wenn dich einer vor Gericht ziehen will, um dein Gewand zu nehmen, dann lass ihm auch den Mantel. 

Um des Friedens willen.
Weil der Friede wertvoller ist als der Sieg.

Darum ermutigt Jesus uns auch unsere Feinde zu lieben. Das fordert uns und überfordert uns auch manchmal. Doch so bleiben wir dran - am Frieden. 

Wenn wir mit Gottes Hilfe die Flamme des Friedens entfachen, leuchtet sie hell und strahlt Wärme und Geborgenheit aus.

Wenn wir mit Gottes Hilfe die Flamme des Friedens entfachen, zieht der Friede andere Menschen an, weil sie spüren: in diesem Frieden ist gut leben, denn er macht das Leben hell und reich. 

Nach der Predigt wurden die 4 Bronzetafeln von jeweils einer Mitgestalterin vorgestellt. 4 unterschiedliche Frauen, die deutlich machten, dass Unterschiede einen Mehrwert haben; die erkennen ließen, dass jede und jeder etwas beitragen konnte – sogar gegen alle Erwartungen. Danke an Lara, Sophie, Juliane und Renate!

Bei der anschließenden Aktion unserer Jugendlichen erhielt jede Besucherin und jeder Besucher ein aus Ton gefertigtes Friedenssymbol mit einem Friedensvers.

Fürbitten, Segen und das festliche „Großer Gott wir loben dich“ rundeten den Gottesdienst ab. Es folgte dann der Festakt, den Kurator Gert Lauermann mit einem Kurzabriss der Gemeindeentwicklung auf dem Weg des Friedens eröffnete.

„Die Pfarrgemeinde will allen Menschen Raum, ja Friedensraum bieten. Das Friedenstor macht nun einiges davon sichtbar und verbindet dieses Kirchengebäude, also die ehemalige Synagoge, mit dem Friedensplatz und der Friedenssäule. Die künstlerische Gestaltung des Tores zeigt Beziehung. Beziehung und Begegnung zwischen den Menschen aber auch Beziehung und Begegnung mit Gott.“

Das gemeindliche Leben bildet sich in den vier Bereichen, die nun in Bronze dargestellt sind, ab:

Du und ich – miteinander unterwegs, begegnen
Du und ich – füreinander da, helfen
Du und ich – voneinander lernen, fördern
Du und ich – bewahren das Leben, schützen

„Unsere Gemeinde will Lebensraum bieten! Auch das menschliche Leben soll bewahrt werden. Bei uns darf jede Person sein, wie sie ist. Die Vielfalt der Schöpfung ist auch in der Vielfalt der Menschen sichtbar – darüber freuen wir uns.

Im Gemeindeleben stärken wir Bewusstsein für Umweltschutz und für die Vielfalt des Lebens in so manchen Gottesdiensten, wie dem Gottesdienst im Grünen, bei Friedensgebeten, Stillen Halben Stunden oder beim Gemeindecafé. Unser inzwischen schon wieder mehr als 10 Jahre alter Gemeindesaal wurde mit dem nö. Umweltpreis ausgezeichnet. Ich hoffe, Sie haben nun einen kleinen Eindruck, was wir mit „Friedensraum“ meinen und was mit dem Friedenstor alles zusammenhängt.“

Als Sprecher folgte dann Presbyter und Architekt Martin Kuchler, der uns daran teilhaben ließ, wie komplex die rein technische Umsetzung des Friedenstores war und welche Spannungsmomente es auch dabei gegeben hatte. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gewerke funktionierte einwandfrei und alle beteiligten Firmen wurden bedankt. Beim Zuhören seiner Ausführungen erfüllte mich große Dankbarkeit, dass wir derart kompetente und umsichtige Mitarbeiter haben. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass Martin sehr oft von seiner Frau Ulli unterstützt wird. Auch ihr gebührt großer Dank.

Es setzte dann Presbyter und Künstler Leo Pfisterer den Reigen der Redner fort. Leo schaffte es, unsere kleine Kirche in einen viel größeren Zusammenhang zu stellen. Bronzetore sind für Bildhauer ganz besondere Herausforderungen. Und wir erfuhren von Bronzetoren des italienischen Künstlers Giacomo Manzù in Salzburg (Tor der Liebe am Salzburger Dom), Rom (Tor des Todes am Petersdom) und Rotterdam (Tor des Friedens und des Krieges an der Kirche St. Laurentius), deren Botschaft trotz der Entfernungen voneinander eine ist: es geht um die Angelpunkte des Lebens.

So gesehen reiht sich unser Friedenstor in die große Welt ein und darf strahlen. Leo zitierte am Ende seiner Wortmeldung die Frau des Künstlers Manzù:

„Ich weiß sehr gut, welche Bedeutung für Manzù ein Tor im Vergleich zu seinen anderen Skulpturen hatte. Ein Tor ist eine Schwelle, es führt in einen Ort, in ein Gefühl, in die Zeit selbst hinein, um nicht zu sagen über die Zeit und über den irdischen Raum hinaus. Ein geschlossenes oder weit offenes Tor für verschlossene und aufgeschlossene Menschen, oder für diejenigen, die diese Schwelle überschreiten und über ihre Grenzen gehen wollen.“

Diese Liebeserklärung von unserem Künstler an das Friedenstor gilt auch allen Mitgestalterinnen und Mitgestaltern. So erwähnte Leo, wie erstaunt er war, dass das Entwerfen und auch das Gestalten der Tonplatten derart unkompliziert von allen mitgetragen wurde. Diese Kooperation ist ein Beispiel für gelingendes Miteinander. Keiner der Teilnehmenden hätte sich träumen lassen, ein Bronzetor zu gestalten. Aber genau das ist uns gemeinsam gelungen. Daher gilt auch allen Beteiligten – ob Profi oder Laie – allerhöchster Dank. 

Nach den Grußworten der Bürgermeisterin Andrea Völkl und eines Vertreters der katholischen Pfarre Stockerau wurden alle zur Agape in den Gemeindesaal geladen. Dort fand das gemütliche Miteinander bei Essen und Trinken statt.

Äußerst passend fand ich, dass wir die Gemeinde an diesem Festtag informieren konnten, dass unsere Kirche zur Friedenskirche umbenannt wird. Daher will ich mit Worten von Gert Lauermann enden: „Zu meiner großen Freude darf ich Ihnen mitteilen, dass die Gemeindevertretung unserer Pfarrgemeinde am 17. November beschlossen hat, die Kirche nun in „Friedenskirche“ umzubenennen. Damit ist ein weiterer, wichtiger Schritt getan, um unseren Friedensraum sichtbarer zu machen. 

Abschließend möchte ich Sie einladen, auch in Zukunft an diesem Friedensraum teilzuhaben! Schauen Sie doch hin und wieder bei uns vorbei und vergessen Sie nicht: Der Frieden beginnt in Ihnen! Mit Gottes Hilfe!“

Irmi Lenius

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