16/05/2025 0 Kommentare
Geistliches Wort für den Sommer
Geistliches Wort für den Sommer
# Geistliches Wort

Geistliches Wort für den Sommer
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Geistliche Wort für die Sommerausgabe unserer Gemeindenachrichten ist oftmals eine Ermunterung zur Entspannung, zum Loslassen und zum Zur-Ruhe-Kommen. Das fällt mir diesmal nicht leicht.
Die Zeit, in der wir gerade leben, ist dafür viel zu erschreckend.
- Wir waren über Jahrzehnte - zumindest hier in Österreich - gewohnt, im Frieden und der Gemütlichkeit einer stabilen Demokratie zu leben und auf die Verlässlichkeit unserer Verbündeten in der Welt zu setzen. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Die Großmächte dieser Welt (und nicht nur diese) werden von Menschen angeführt, die binnen weniger Wochen und Monate jede politische Stabilität ins Wanken bringen.
- In den allgegenwärtigen sogenannten „sozialen“ Medien entbrennt in kürzester Zeit Aufregung über potentiell alles - bis dahin, dass Hassprediger junge Menschen zu mörderischen Attentaten aufstacheln.
- Die Künstliche Intelligenz nimmt in rasender Geschwindigkeit ein Ausmaß an „Fähigkeiten“ an, dass man unweigerlich an Goethes Zauberlehrling denken muss.
- Und dann wäre noch die ultimative Bedrohung durch die Klimakrise, die ja schon fast wieder aus dem Bewusstsein verdrängt zu sein scheint - zumindest bis zum nächsten Rekord-Sommer …
Ich muss gestehen: Es fällt mir nicht leicht zu akzeptieren, dass die bisherige Gewissheit von Sicherheit und Wohlergehen so schnell verschwinden kann. Aber natürlich weiß auch ich, dass es keinen Sinn hat, die Augen vor der Realität zu verschließen und sich die Lage schön zu reden. Ich muss also akzeptieren: Die Welt ändert sich gerade gewaltig, und offensichtlich nicht zum Besseren.
Wie soll ich damit umgehen? Was kann ICH tun?
Ich denke, es braucht zweierlei. Erstens braucht es die eigene Gewissheit, was man für richtig, für erstrebenswert, für gut hält. Mir persönlich hilft da die Besinnung auf die großen Geschichten der Bibel, die die Kraft haben, zu zentralen Richtlinien für das eigene Leben zu werden:
- die Bergpredigt, die weltliche „Regeln“ auf den Kopf zu stellen vermag,
- die große Errettungsgeschichte Israels, die aufzeigt, dass das Unmögliche doch möglich sein kann,
- oder das Gleichnis vom verlorenen Sohn, in dem es ordentlich „menschelt“ und doch die Liebe des Vaters alles bezwingt.
Wer aus diesen biblischen Texten Rückhalt erfährt, der kann die Kraft erlangen, die es braucht, um sich dem drohenden Unheil zu widersetzen - und eine gesunde Trotzhaltung, einen Geist des Widerspruchs gegen das zu entwickeln, was uns niederdrückt. Denn tatsächlich können wir alle Widerspruch leisten, indem wir entscheiden:
- Welche Produkte kaufen wir - oder bewusst nicht?
- Welche Medien konsumieren und unterstützen wir - und welche bewusst nicht?
- Welche Länder bereisen wir - oder bewusst nicht?
- Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten erbringen wir für unterstützenswerte Einrichtungen - und von welchen halten wir uns bewusst fern?
- usw.
Um solche Entscheidungen treffen zu können, braucht es als Zweites die Einübung und Festigung unseres inneren Rückgrats. Die beste Möglichkeit, dieses Rückgrat zu bewahren, bietet die Teilhabe an einer gut gesinnten Gemeinschaft. Ich habe schon oft erfahren und kann bestätigen: Unsere Pfarrgemeinde ist eine solche!
Und so wünsche ich Ihnen auch heuer wieder einen Sommer der Entspannung, des Loslassens und Zur-Ruhe-Kommens. Ich wünsche Ihnen Zeit und Lust, die Bibel in die Hand zu nehmen und darin Rückhalt und Kraft zu finden. Und ich wünsche uns - auch schon im Sommer - fröhliche und stärkende Begegnungen im Lebensraum unserer Pfarrgemeinde!
Andreas Andel
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