Jane Goodall

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# Menschen des Friedens

Jane Goodall

Jane Goodall ist ein Mensch, von dem fast jeder von uns schon einmal gehört hat. Und wir wissen, dass sie Schimpansen erforscht hat und irgendwie damit auch ziemlich berühmt wurde. Nähere Umstände sind vielen eher unbekannt. Jedenfalls bei mir war es so. 

Beginnen wir am Anfang. Jane kam am 3.4.1934 in London als Kind eines Ingenieurs und einer Schriftstellerin zur Welt. Mit 5 Jahren übersiedelt die Familie nach Bournemouth, an Englands Südküste. Schon als Zehnjährige wollte sie nach Afrika reisen – etwas, was damals als nicht erstrebenswert, ja sogar gefährlich gehalten wurde und außerdem nicht für Frauen geeignet schien.

Mit 18 Jahren – nach der Secondary School – arbeitet sie als Sekretärin einer Londoner Filmfirma. Bis 1957 hatte sie genug Geld zusammengespart, um ein Ticket für eine Schiffspassage nach Mombasa an der Ostküste Afrikas zu kaufen. 

Das Traumziel war erreicht und die nächsten Schritte fügten sich auf wunderbare Weise. Sie lernte Louis Leakey, den renommierten Paläontologen und Anthropologen, kennen. Dieser war auf der Suche nach Frauen für die Feldforschung. Frauen, weil er sie für die besseren und geduldigeren Beobachterinnen hielt und er ihnen auch aufgrund der von der Natur gegebenen Mutterrolle ein schnelleres Erfassen von nonverbalen Signalen zusprach. Also begann sie 1960 im Gombe National Reserve – heute Gombe Nationalpark – am Ostufer das Tanganjikasees Schimpansen zu beobachten. Und das ohne große Einschulung. 

Feldbeobachtung war Neuland und sie ließ sich einfach darauf ein. Mit Bleistift, Notizbuch und Leidenschaft – ganz ohne Studium – zog sie also täglich los in den Dschungel – alleine! –, um Schimpansen zu treffen, deren Verhalten sie nicht kannte und deren Reaktionen sie nicht abschätzen konnte. Sie sollte am besten etwas Besonderes herausfinden, bevor das Geld ausging. Das Forschungsprojekt war für 6 Monate konzipiert. 

Erst nach Wochen sah sie die ersten Schimpansen, die bei ihrem Anblick sofort flohen. Über Monate erlangte sie das Vertrauen der Tiere. Das Geld war beinahe aufgebraucht. Damit war die Zukunft des Projekts mehr als unsicher. Doch genau da machte Jane die Beobachtung, die alle bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf den Kopf stellten: Sie konnte berichten, dass Schimpansen – so wie Menschen – Werkzeuge benutzen. Nun wurden weitere Geldmittel und auch der Fotograf Hugo von Lawick nach Gombe gesandt. Dieser wird ein Jahr später ihr erster Ehemann und Vater des gemeinsamen Sohnes Grub. Die Ehe wurde jedoch 1974 geschieden.

Dass Jane Goodall bis dahin keine wissenschaftliche Ausbildung erhalten hatte, wurde vielfach kritisiert. Von 1962 bis 1965 konnte sie mit einer Ausnahmeregelung an der Universität zu Cambridge im Fach Ethnologie, vergleichende Verhaltensforschung promovieren und erhielt die Doktorwürde.

Ihr wissenschaftliches Hauptwerk erschien 1986 „The Chimpanzes of Gombe. Patterns of Behaviour“ und veranlasste die Akademie der Wissenschaften in Chicago, noch im selben Jahr eine 4-tägige Konferenz mit dem Titel: „Understanding Chimpanzes“ zu veranstalten. In anderen Vorträgen wurde u.a. von Schimpansen berichtet, die in medizinischen Versuchslaboren gehalten wurden: kleine Käfige mit nacktem Betonboden, das war deren Lebensumfeld. Oder ein Seminar über Natur- und Artenschutz berichtete über die Zerstörung der Lebensräume von Schimpansen durch den Menschen, sodass die Schimpansenpopulation immer weiter schrumpfte. Bilder der fortschreitenden Abholzung sowie von gejagten Schimpansen ließen Jane erkennen, dass die Schimpansen eigentlich vom Aussterben bedroht waren.

Das führte zu einem Wendepunkt in ihrem Leben: 

Doch als ich zurückkehrte, wusste ich, dass ich nach all dem, was die Schimpansen mir gegeben hatten, nun etwas tun musste, um ihnen zu helfen. Also wurde ich zur Aktivistin.

Damals begann ihre Reise- und Vortragstätigkeit.

5 Jahre später, 1991, gründet Jane Goodall mit 12 Schülerinnen und Schülern in Tansania den Verein „Roots & Shoots“ (Wurzeln und Schößlinge). Getreu dem Motto: "Jeder Schritte zählt" ist es das Ziel, dass jede „Roots & Shoots“- Gruppe 1-3 Projekte auswählt und durchführt: eines für ein besseres Leben für Menschen, eines für die Tiere und eines für die Umwelt. So können junge Menschen lernen, miteinander in Frieden und Harmonie zu leben, und auch wie die Umwelt geschützt wird und wie ein gutes Verhältnis zwischen Mensch und Natur gelebt werden kann. Weltweit entstanden „Roots & Shoots“- Gruppen.

Und mehr noch hat Jane Goodall initiiert: 1994 ruft sie das Projekt TACARE (Lake Tanganyika Catchment, Reforesting and Education) ins Leben. In Tansania soll rund um den Gombe Nationalpark – ihrem Forschungsgebiet – der Wald aufgeforstet und die Lebensbedingungen der Menschen sollen verbessert werden. Das Projekt ist breit aufgestellt: Aufforstung, nachhaltige Bewirtschaftung, Erosionskontrolle, Aufklärung der Bevölkerung über Naturschutz und nachhaltige Entwicklungsprojekte sowie Gesundheits- und Aufklärungskampagnen. Die UNICEF unterstützte mit Trinkwasserversorgung.

Ausgehend von ihrer Beschäftigung mit den Schimpansen hat sich ihr Blick auf die Welt ständig erweitert. Zuerst die Schimpansen, dann die Umwelt und mit ihr auch die Menschen: ihr Wirkungsfeld wurde immer größer und komplexer. Und über allem steht ihre positive Lebenseinstellung.

Jane Goodall ist grundoptimistisch. Ihre Autobiografie „Grund zur Hoffnung“ (2006) trägt nicht zufällig diesen Titel. In diesem Buch erklärt sie folgende 4 Grundpfeiler ihrer Hoffnung:

1.    Das menschliche Gehirn

2.    Die Regenerationskraft der Natur

3.    Die Energie und Begeisterung, die weltweit bei jungen Menschen zu finden sind oder geweckt werden können

4.    Die Unbezwingbarkeit des menschlichen Geistes

 Junge Menschen, die informiert werden und die Chance bekommen, etwas zu bewegen, und die merken, dass das, was sie tun, wirklich etwas in Gang setzt, können wahrlich die Welt verändern. Sie sind bereits dabei.
Wir müssen lernen, in Harmonie und Frieden zu leben. Nicht nur miteinander, sondern auch mit der Natur. Denn wenn wir morgen alle Waffen niederlegen, aber nicht in Harmonie mit der Natur leben, brauchen wir die Waffen bald, weil wir um Wasser und die letzten Bodenschätze kämpfen.

Dieser Text basiert auf dem Buch zum Film „Jane‘s Journey“ (Die Lebensreise der Jane Goodall). ISBN: 978-3-940873-07-1 

Am Donnerstag, dem 17. Oktober gibt es einen Themenabend zu Jane Goodall. Dabei wollen wir der besonderen Entwicklung dieser beeindruckenden Frau nachgehen und uns von ihr inspirieren lassen: 19 bis 21 Uhr im Gemeindesaal, Stockerau.

Irmi Lenius

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