10/11/2025 0 Kommentare
Geistliches Wort
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# Geistliches Wort

Geistliches Wort
Während ich diese Zeilen schreibe, denke ich dankbar an die letzten Monate zurück, in denen wir als Gemeinde viel Gutes erlebt haben: ein gut besuchter ökumenischer Gottesdienst im Festzelt beim diesjährigen Stadtfest; der Besuch der Gemeinden Bad Vöslau und Wiener Neustadt, die auf ihrem Gemeindeausflug bei uns Station machten, um unsere Friedensarbeit kennenzulernen; die Einführung unseres Vikars Armin Aigner; ein Studientag der acht Vikarinnen und Vikare unserer Kirche, die sich derzeit im Predigerseminar auf den Dienst als Pfarrerin /Pfarrer vorbereiten, und der Besuch eines Vortrages des katholischen Theologen Paul Zulehner durch die Teilnehmerinnen des Meditationstreffs unserer Gemeinde.
Von diesem Besuch möchte ich gerne noch ein wenig erzählen. Bewegend beschrieb Zulehner unsere taumelnde Welt, die vielen Menschen Angst macht. Er erinnerte unter anderem an die Trauerfeier für den konservativen amerikanischen Aktivisten Charly Kirk, der einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Während Kirks Witwe dem Mörder ihres Mannes vergab und dazu aufrief, Hass nicht mit Hass zu vergelten, machte US Präsident Donald Trump deutlich, dass er seine Feinde nicht liebe. Und er meinte damit nicht nur den Mörder Charly Kirks, sondern auch seine politischen Gegner. Seiner Ansicht nach müsse Hass mit Hass vergolten werden. Donald Trump repräsentiert einen Nationalismus, der sich christlich gibt und ein christliches gezeichnetes „Wir“ schafft, das (politisch) Andersdenkende als Feinde brandmarkt, die es zu bekämpfen gilt. Schlimm, wenn mit aggressiver Rhetorik die aufgeheizte Stimmung weiter geschürt und populistisch missbraucht wird.
Religion und Glaube sollten in diesen schwierigen Zeiten eine Quelle der Zuversicht sein, statt Menschen einen Vorwand für Ausgrenzung und Gewalt zu liefern und so Gott in Misskredit zu bringen. Die Menschheit braucht dringend die Hilfe Gottes und die Impulse vertrauenswürdiger spiritueller Führer. Deshalb erinnerte Zulehner an Gottes Geschenke an seine taumelnde Welt: Unser Gottvertrauen ist eine starke Gegenkraft gegen die sich ausbreitende Angst, die uns Menschen entsolidarisiert und zu Rivalen macht. Als Christen haben wir von Jesus Christus gelernt, dass Gott uns als seine Kinder liebt, uns auf unseren Wegen begleitet und uns am Ende in die Arme schließt.
Das Geschenk des Gottvertrauens kann und wird sich - wenn wir es zulassen - positiv auswirken, uns inneren Frieden schenken und uns unsere Ängste nehmen. Mit Gottes Hilfe können wir erkennen, dass es eine tiefe Einheit im Sein gibt. Wir sind als Menschen hineinverwoben in die Schöpfung. Darin gründet die unantastbare Würde aller Menschen. Und es wird höchste Zeit, dass wir unsere Umwelt als ‚Mit-welt‘ wahrnehmen und uns mit der Schöpfung und ihren Geschöpfen solidarisieren. Ist Gott unser aller Vater, ist jede und jeder eine bzw. einer von uns und wir können damit anfangen, die Teilung der Welt in Arm und Reich zu beenden, uns um Gerechtigkeit bemühen, Vorurteile abbauen und den Frieden suchen. Wir tun das nicht, um in den Himmel zu kommen, denn den macht uns Gott zum Geschenk. Darum können und sollen wir aus Dankbarkeit das Leben vor dem Tod aus dem Glauben heraus gestalten und in unseren Alltag wertschätzend, barmherzig, vergebend und liebevoll mit uns und miteinander umgehen. So werden wir in unserem Miteinander in der Familie, im Berufsalltag und in unseren Pfarrgemeinden kleine Friedensinseln bilden, die Strahlkraft besitzen und unserer taumelnden Welt Halt geben.
In diesem Sinn wünsche ich uns eine lichte Adventszeit und ein gesegnetes Christfest.
Ihr/Euer Pfarrer Christian Brost
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