08/08/2024 0 Kommentare
Zuversicht
Zuversicht
# Geistliches Wort

Zuversicht
Ein lieber Freund von mir hat gerade seine fünfte Bewerbung abgeschickt. Er möchte sich beruflich neu orientieren und hat eine Ausbildung abgeschlossen, die er berufsbegleitend gemacht hat. Ich hab ihn gefragt: „Was macht dich so zuversichtlich?" - „Naja, ich weiß, was ich kann“, hat er mir geantwortet, „und ich will etwas machen, das ich gerne mache und das mich erfüllt.“
Mir gefällt seine positive Haltung. Dass er sich nicht unterkriegen lässt. Er erzählt mir, dass es für ihn ganz wichtig ist nicht allein zu sein. Seine Familie und seine Freunde unterstützen ihn. Sie sind da, machen ihm Mut und zeigen ihm, was möglich ist. Ich staune über seine Zuversicht. Ich merke, dass ich manchmal ganz tief in mir die Zukunft schwarzmale.
Die Haltung meines Freundes klingt dagegen mehr nach anpacken, loslegen mit dem Vertrauen, dass etwas gelingen kann - egal, was am Ende dabei herauskommt.
Wird schon! Und wenn nicht so, dann anders. Zuversicht bedeutet: Ich lasse mich nicht entmutigen. Ich male nicht schwarz, denn das raubt nur unnötig Energie.
In der Bibel ist Zuversicht eine persönliche Haltung. Sie wächst mit dem Vertrauen auf Gott, der mich begleitet und auch im Scheitern nicht fallen lässt, sondern mir neue Wege zum Leben aufzeigt. Das Vertrauen in Gott stärkt mein Selbstvertrauen und gibt mir das Gefühl: Ich kann etwas bewirken. Das gelingt mir an manchen Tagen gut, an anderen weniger gut. Deshalb ist es so wichtig, dass ich Menschen um mich habe, die wie ich und die mit mir unterwegs sind – mal ängstlich, mal mutig, tastend, fragend und immer wieder auch zuversichtlich - im Vertrauen auf die eigenen Gaben, auf Gott und auf ihre Mitmenschen.
Ein Vorbild auf diesem Weg ist mir meine Großmutter, die längst verstorben ist, mich aber mit ihrem Gottvertrauen geprägt hat: „Probleme sind immer so groß, wie man sie macht", hat sie oft gesagt. Dabei hatte sie ein unglaublich schweres Leben: Sie verlor im zweiten Weltkrieg ihr Zuhause und wurde in den Wirren des Krieges mit drei kleinen Kindern nach Kasachstan verschleppt, wo sie 12 Jahre in einem Lager gefangen war, ehe sie mithilfe des Roten Kreuzes frei kam.
„Willst du wissen, was mir geholfen hat?", fragte sie mich einmal als wir im Gespräch auf diese dunkle Zeit zu sprechen kamen. „Wenn ich das Gefühl hatte, es geht nicht mehr weiter, habe ich nächtelang mit Gott geredet und gerungen, ihm meine Not erzählt – in dem Vertrauen, dass Gott größer ist als meine Sorgen und Probleme. Dann hab ich zu ihm gesagt: So lieber Gott, jetzt kennst du meine ganze Not. Aber du bist größer. Nimm alles in deine Hand. Hilf mir! Zeig mir einen Weg, den ich gehen kann."
Wenn ich heute mit Sorgen und Problemen kämpfe, denke ich an diese tapfere Frau. Und an den wunderbaren Spruch, der auf meinem Schreibtisch steht: „Erzähle nicht nur Gott, dass du große Probleme hast, sondern erzähle auch deinen Problemen, dass du einen großen Gott hast."
In diesem Sinne wünsche ich uns ein schönes Frühjahr – voller Zuversicht und Gottvertrauen.
Ihr Pfarrer Christian Brost
Kommentare