Albert Schweitzer

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Albert Schweitzer

# Menschen des Friedens

Albert Schweitzer

In unsere Reihe der ‚Menschen des Friedens‘ gehört auch der Universalgelehrte, Arzt, Philosoph, Theologe, Organist und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer, den wir Ihnen in dieser Ausgabe der Gemeindenachrichten vorstellen wollen.

Ein hochbegabter Mensch

Am 14. Januar 1875 im Elsass geboren wuchs der Pfarrersohn im ländlichen Günsbach in der Nähe von Colmar auf. Er studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten von Straßburg, Paris und Berlin und promovierte in beiden Fächern. Neben seiner Tätigkeit als Vikar an der Nikolaikirche in Straßburg erforschte er Leben und Lehre Jesu Christi und wurde mit seiner Habilitation in Evangelischer Theologie Dozent an der Universität.

Nachdem er von Kindesbeinen an musiziert hat, studierte Albert Klavier – und Orgelspiel in Paris und gab während seines Studiums Konzerte. Vor allem die Musik Johann Sebastian Bachs hatte es ihm angetan.

Von Bachs Orgelmusik in Missionsspital Lambaréné

Mit 30 Jahren brach der begabte Mann trotz seiner Erfolge die Universitätslaufbahn ab, um Medizin zu studieren und Tropenarzt zu werden. 1912 heirate er Helene Bresslau, die Tochter des jüdischen Historikers Harry Bresslau und dessen Frau Caroline und übersiedelte mit ihr im Jahr darauf  nach Afrika, um als Missionsarzt in Lambaréné (damals ‚Französisch- Äquatorialafrika‘, heute ‚Gabun‘) ein Urwaldhospital aufzubauen, das bis heute besteht.

Ziel war und ist die Erforschung und Behandlung exotischer Krankheiten, wie Schlafkrankheit, Aussatz und andere Seuchen.

Da während des 1. Weltkrieges das Elsass zu Deutschland gehörte, galt Schweitzer in der französischen Kolonie in Gabun als feindlicher Ausländer. Zunächst durfte er unter Bewachung seiner Arbeit nachgehen. Später wurde ihm jede Tätigkeit verboten. Die damit unerwartet erhaltene freie Zeit bot ihm Gelegenheit, seine Philosophie der "Ehrfurcht vor dem Leben" zu entwickeln.

Das bedingungslose JA zum Leben

Nach Schweitzer hängt Kultur aufs engste mit der Lebensauffassung zusammen. Nur wer Ja zum Leben und zur Welt, in der er lebt, sagt, ist auch fähig, Kultur zu schaffen. Die Bejahung des Lebens und der Welt aber bedingt ethisches, d.h. verantwortliches Handeln: ‚Ethisch ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des Tieres wie das des Menschen, heilig ist und er sich dem Leben, das in Not ist, helfend hingibt.‘

‚Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das auch leben will‘ war Schweizers Erkenntnis. Infolgedessen maß Schweizer jedem Lebewesen, gleich welcher Art, einen eigenständigen Wert bei und akzeptierte keine Wertunterschiede zwischen den einzelnen Lebewesen. Gegen Ende seines Lebens schrieb er in einem Brief: ‚Ja, das große Problem, ob wir Tiere töten und essen dürfen, wird uns langsam bewusst. Es lässt sich viel dagegen und auch manches dafür sagen (…) Meine Ansicht ist, dass wir, die wir für die Schonung der Tiere eintreten, ganz dem Fleischkonsum entsagen und auch gegen ihn reden. So mache ich es selber.‘ 

1917 wurden Schweitzer und seine Frau schließlich festgenommen und in Frankreich interniert. Gegen Kriegsende kamen sie ins Elsass zurück, das an Frankreich angegliedert worden war. Albert Schweitzer nahm die französische Staatsbürgerschaft an, bezeichnete sich selbst jedoch garn als Elsässer und Weltbürger. Mit Vorträgen und Orgelkonzerten verdiente er Geld für die Rückkehr nach Afrika 1924, um dort das Urwaldhospital auszubauen.

Friedenspreis und Friedensnobelpreis

In seiner Rede zu Goethes 100. Todestag 1932 in Frankfurt am Main warnte Schweitzer vor dem aufkommenden Nationalsozialismus. Joseph Goebbels, der Schweitzer zu Propagandazwecken nach Deutschland einlud und sein Schreiben „mit deutschem Gruß“ schloss, erteilte Schweitzer „mit zentralafrikanischem Gruß“ eine klare Absage.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Schweitzer viel öffentliche Ehre zuteil: 1951 erhielt der Atomtestgegner den "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels". Für seinen medizinischen Einsatz in Afrika und für seine Bemühungen um die Völkerverständigung wurde Albert Schweitzer mit dem Friedensnobelpreis von 1952 geehrt, den er 1953 überreicht bekam.

Weil sie der Ansicht waren Schweitzers Ansehen könnte helfen, die Weltöffentlichkeit auf das Problem der nuklearen Verseuchung und der davon ausgehenden Gefahr aufmerksam zu machen, wurde er von Freunden und Wissenschaftlern gedrängt, öffentlich gegen die Atombombe und Atomtests Stellung zu beziehen.

In einem Brief an den US-amerikanischen Präsidenten Dwight Eisenhower schrieb Albert  1957: „Wir teilen beide die Überzeugung, dass die Menschheit einen Weg finden muss, um die Waffen zu kontrollieren, die das Leben auf der Welt bedrohen. ... ich hoffe, dass es uns beiden vergönnt sein wird, den Tag zu erleben, an dem die Leute auf der Welt erkennen werden, dass das Schicksal der ganzen Menschheit aufs Spiel gesetzt wird und dass es dringend notwendig ist, eine klare Entscheidung zu treffen, welche angemessen mit der quälenden Situation umgehen kann, in der die Welt sich zurzeit selber befindet.“

Im gleichen Jahr ließ Schweitzer - verzweifelt über das atomare Wettrüsten seit 1945 und die unzähligen Testexplosionen von Atom- und Wasserstoffbomben - über Radio Oslo seinen „Appell an die Menschheit“ verbreiten. Der Aufruf wurde von etwa 140 weiteren Radiostationen in fünfzig Ländern übernommen. Vielen Sendern - im Osten wie im Westen - wurde dies allerdings verboten. Auch in den USA wurde die Sendung nicht ausgestrahlt.

In diesem Apell (der auch schon im geistlichen Wort zu Beginn zitiert wurde) schreibt er:

„Zurzeit haben wir die Wahl zwischen zwei Risiken. Das eine besteht in der Fortsetzung des unsinnigen Wettrüstens in Atomwaffen und der damit gegebenen Gefahr eines unvermeidlichen und baldigen Atomkrieges, das andere in dem Verzicht auf Atomwaffen und in dem Hoffen, dass Amerika, die Sowjetunion und die mit ihnen in Verbindung stehenden Völker es fertigbringen werden, in Verträglichkeit und Frieden nebeneinander zu leben. Das erste enthält keine Möglichkeit einer gedeihlichen Zukunft. Das zweite tut es. Wir müssen das zweite wagen“

Schweitzers Appelle an die Weltöffentlichkeit

In der Folge verfasste Schweitzer drei weitere Appelle, deren Manuskripte in Radio-sendungen vorgelesen wurden. Die Appelle fanden weltweit ein großes Echo. Wie unter den Bedingungen des Kalten Krieges zu erwarten, wurde Schweitzer neben vielfacher Zustimmung auch heftig angegriffen.

Im April 1962 schrieb Schweitzer Präsident John F. Kennedy einen Brief, in dem er die Überzeugung äußerte, „dass Abrüstung unter einer wirkungsvollen internationalen Kontrolle“ das wichtigste Ziel und die dahingehenden Bemühungen nicht „abhängig von unnötigen Appellen zu internationalen Überprüfungen der Nichtweiterführung der Tests“ gemacht werden sollen. Und wies auf die Auswirkungen der radioaktiven Strahlung auf das menschliche Erbgut.“

Nach Inkrafttreten des Atomteststoppvertrages 1963 wandte sich Schweitzer erneut an Kennedy: „Ich schreibe Ihnen, um Sie zu beglückwünschen und Ihnen zu danken, dass Sie den Weitblick und Mut besaßen, eine Politik zum Weltfrieden einzuleiten. Endlich wird ein Lichtstrahl in der Dunkelheit sichtbar, in der die Menschheit ihren Weg suchte, und gibt uns die Hoffnung, dass die Dunkelheit dem Licht weichen wird.“

Albert Schweitzer starb am 4. September 1965 im Alter von 90 Jahren in Lambaréné.

Er ruht dort auf einem kleinen Friedhof in der Nähe des Flusses Ogooué, den er auf Wunsch seiner Frau vor dem Haus für seine Familie und seine Kollegen einrichten ließ. Seine Frau und seine Tochter wurden dort später ebenfalls beigesetzt.

Nach Schweitzers Tod ging der Betrieb in dem seit 1927 stetig erweiterten Spital zunächst weiter. Doch die Einrichtungen waren immer weniger zeitgemäß, sodass ab 1975 mit dem Bau eines neuen Krankenhauses auf einem von Schweitzers Tochter Rhena erworbenen Nachbargrundstück begonnen wurde. 1979 wurden die ersten Gebäude eingeweiht und zwei Jahre später das neue Spital in Betrieb genommen. Trägerin des Spitals ist eine 1974 gegründete internationale Stiftung, der Betrieb wird neben den Eigeneinnahmen aus der medizinischen Tätigkeit vor allem durch den Staat Gabun sowie durch Unterstützung von Hilfsvereinen aus Europa finanziert. Das ehemalige Spital von 1927 wurde in den Jahren 2001-2006 renoviert und ist heute Museum und Gedenkstätte.

Christian Brost

Zitate von Albert Schweitzer

Auf die Füße kommt unsere Welt erst wieder, wenn sie sich beibringen lässt, dass ihr Heil nicht in Maßnahmen, sondern in neuen Gesinnungen besteht.
Unser Nächster ist nicht nur der Mensch. Unsere Nächsten sind alle Wesen. Deshalb glaube ich, dass der Begriff der Ehrfurcht vor dem Leben unseren Gedanken der Humanität mehr Tiefe, mehr Größe und mehr Wirksamkeit verleiht. Die Probleme sind nur durch Gesinnung zu lösen!
Suche Stunden der Sammlung, damit die Seele zu dir sprechen kann.
Keine Zukunft vermag gutzumachen, was du in der Gegenwart versäumst.
Bewahren von Dankbarkeit besteht darin, dass ich für alles, was ich Gutes empfangen habe, Gutes tue.
Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, arbeitet an den Herzen und dem Denken der Menschen.
Man darf nur das lehren, was man auch leben kann.
Mit dem Herzen zu denken, ist die rechte Art für die Menschen.
Die Wissenschaft, richtig verstanden, heilt den Menschen von seinem Stolz - denn sie zeigt ihm seine Grenzen.
Wir haben im Leben darum zu ringen, so denkend und so empfindend zu bleiben, wie wir es in der Jugend waren.
Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird. 

 

 

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