Interview mit Armin Aigner

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# Diakonie

Interview mit Armin Aigner

Du bist uns als ein vielfältig interessierter, vielbeschäftigter und sehr engagierter Mensch bekannt. Wie ist es dazu gekommen, dass Du in den Bereichen Krankenhaus- und Gefangenenseelsorge aktiv wurdest?

Ich muss vorausschicken, dass meine Möglichkeiten des Engagements außerhalb von Job und Familie von verschiedenen Umständen abhängen, die ich nicht beeinflussen kann und die mir geschenkt wurden. Dies betrifft einerseits meine äußeren Lebensumstände, wie z.B. das körperliche und seelische Wohlbefinden der Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung, die finanzielle Situation, Menschen die mich unterstützen usw., aber besonders auch innere Umstände, wie z.B. meine bisherigen Erfahrungen unterschiedlichster Menschen und Situationen und das Ausbleiben von größeren seelischen Verwundungen. So eine Lebenssituation ist wohl ein gewisses Privileg, aus dem eine Verantwortung gegenüber anderen Menschen erwächst.

Mit dem Krankenhaus habe ich früher sehr negative Gefühle verbunden. Als Kind – Ende der 70er Jahre - war ich einige Wochen im Krankenhaus – mit vielen anderen Kindern in einem Raum, stundenweisen Besuchen der Eltern und in einem Bett, das mit einem Netz gesichert war – furchtbar. Später sind für mich wichtige Menschen im Krankenhaus verstorben. Schon der Krankenhausgeruch hat bei mir Fluchtreflexe ausgelöst.

Während meines Studiums bin ich dann zum Louise Bus gestoßen. Ein Projekt der Caritas zur medizinischen Versorgung von Obdachlosen bzw. Menschen, die aus verschiedenen Gründen keinen Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem hatten. Rückblickend denke ich, dass mir in dieser Zeit die Verbindung von Elend und Liebe, Verlassenheit und Gottesnähe ins Bewusstsein gekommen ist. Wir Menschen bauen Gott Kirchen und wählen Bischöfe, Gott selbst wählt seine Menschen und Orte aber nach eigenen Kriterien – den brennenden Dornbusch in der Wüste, den gefallenen Minister aus Ägypten, Landesverräter und Aussätzige.

Zur Krankenhausseelsorge war es so gesehen dann doch kein großer Schritt. Zur Gefangenenseelsorge bin ich über den Gefängnispfarrer von Niederösterreich Markus Fellinger gekommen. Nach einer Predigt von ihm in Korneuburg habe ich ihn angesprochen und so hat eines das andere ergeben.

Was sind die schönsten Erfahrungen, die Du in diesen Bereichen gemacht hast? Inwiefern bereichern diese Dich persönlich?

Ein kleiner Gedanke voraus: Obwohl das Leid in der Welt in den letzten 2000 Jahren nicht weniger geworden ist, haben wir es heute doch recht gut hingekriegt, das Leiden von uns fern zu halten. Gebrechliche Menschen kommen ins Heim, Kranke ins Krankenhaus, böse Menschen ins Gefängnis, Flüchtlinge ins Flüchtlingsheim usw. Mit der Religion hat das übrigens nichts zu tun. Ich glaube nicht, dass Reichtum, Schönheit und Gesundheit generell ein Zeichen besonderer Zuwendung Gottes sind.

Was ich jeden Tag im Gefängnis oder Krankenhaus erfahre ist das Wirken Gottes, das mitgehen im Leid und die Arbeit an und mit den Menschen. Aus irgendeinem Grund - dem wir erst nach dem Tod auf die Schliche kommen werden – ist das Leid für uns Menschen von Bedeutung – nicht nur mein Eigenes, sondern auch jenes von unseren Brüdern und Schwestern. Ein Stück des Weges mitzugehen heißt schon dem Leiden einen Sinn geben.

Welche persönlichen Herausforderungen erlebst du in der Seelsorge für Kranke und Gefangene?

Es gibt Situationen, die nur schwer auszuhalten sind. Zum Beispiel wenn junge Menschen oder Kinder lange leiden oder sterben. Oder wenn Gefangene gegenüber ihrer Tat nur Gleichgültigkeit zeigen, wenn auch unter Psychopharmaka.

Wenn so etwas passiert, dann sprechen wir Gefängnisseelsorger untereinander und schaffen es in der Regel, unseren Gesichtskreis zu erweitern.

Welche Rahmenbedingungen findest du für diese diakonischen Dienste vor?

Ich bin ja ehrenamtlich tätig und daher innerhalb der kirchlichen Strukturen nicht übermäßig unterwegs. Meine Ansprechpartner sind die Pfr. Fellinger, Peterson und Brost – und natürlich der liebe Gott.

Was wünscht Du für Dich persönlich und generell für die Krankenhaus- und Gefangenenseelsorge für die Zukunft?

Ich wünsche mir genug Menschen, die sich in diesen Bereichen engagieren wollen. Denn es wäre nicht nur gesund für die Sache, sondern auch Zeichen für die Gesundung unserer Gesellschaft.

Die Fragen stellte Andreas Andel.

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