08/08/2024 0 Kommentare
Pfarrer Christian Brost im Interview
Pfarrer Christian Brost im Interview
# Internes

Pfarrer Christian Brost im Interview
Am 26. Juni 2022 haben wir die neuerliche Amtseinführung unseres Pfarrers Christian Brost gefeiert. Bei uns Evangelischen ist es nicht selbstverständlich, dass ein Pfarrer bis zu seinem Ruhestand in derselben Gemeinde bleibt. Die Pfarrersstelle wurde ausgeschrieben und Christian Brost wurde von der Gemeindevertretung einstimmig wiedergewählt. Man darf ruhig sagen: wir haben ihn und seine Familie liebgewonnen. Aus diesem Anlass haben wir Christian einige Fragen gestellt, die er hier beantwortet:
Lieber Christian,
Du bist vor ein paar Monaten als unser Pfarrer wiedergewählt worden - einstimmig und verbunden mit großer Freude und Dankbarkeit der Gemeinde. Wie „selbstverständlich“ war diese Wahl für Dich?
CB: Das war für mich ganz und gar nicht selbstverständlich und deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut. Ich bin dankbar für das mir entgegengebrachte Vertrauen und motiviert, in den nächsten Jahren neue Projekte in Angriff zu nehmen. Wir sind als Familie nach wie vor gerne in Stockerau und im Weinviertel, weil wir Stadt, Land und Leute sehr schätzen.
In den bisherigen 18 Jahren ist ja eine ganze Menge passiert bei uns. Was waren - auch wenn die Wahl schwerfallen mag - Deine 3 persönlichen „Highlights“?
Da gibt es viele: z.B. die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, an der meine Frau Karin so großen Anteil hat. Ich denke besonders an unsere fröhlichen Familiengottesdienste, die Gottesdienste im Grünen und die Einführung des kinderoffenen Abendmahls 2006.
Gerne erinnere ich auch an unsere Gemeindeausflüge und die wunderbaren Gemeindereisen, die ich gemeinsam mit meinem lieben Freund Martin Lauermann vorbereiten und begleiten durfte.
Und last but not least - die vielen Taufen und Trauungen, die ich mit glücklichen Menschen feiern durfte, aber auch die Abschiede, bei denen bewegende Lebensgeschichten zur Sprache kamen und ich vieles für mich gelernt habe.
Es gab auch jede Menge Herausforderungen - von Corona einmal ganz zu schweigen: Wenn wir nur an Renovierung und Um-/Neubau der Gemeinde denken... Was waren denn Deine größten „Challenges“?
Nun, für mich als Franke war es eine Herausforderung die österreichische Sprache zu meistern. Es hat eine Weile gedauert bis ich Stuhl, Tüte und Lecker aus meinem Wortschatz verbannt hatte. Heute noch passiert es manchmal, dass die Zuhörer während einer Predigt grinsen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich ein typisch deutsches Wort verwendet habe. Ich frag dann nach, wie es richtig heißt, ehe ich die Predigt fortsetze.
Wenn ich an die Sanierung der Kirche und der Neubau des Gemeindehauses denke, bin ich dankbar nur Mitarbeiter gewesen zu sein. Ohne unsere Architekten Friedl und Martin Kuchler, ohne das Engagement unseres Kurators Gert Lauermann, der Presbyter, Gemeindevertreter, und vieler ehrenamtlicher MitarbeiterInnen wäre dieses Bauvorhaben, wie so vieles andere, nicht möglich gewesen.
Wie hast Du über die Jahre die Zusammenarbeit mit Presbyterium, Gemeindevertretung, aber auch anderen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen erlebt, und welche Aussichten und auch Wünsche hast Du da für die Zukunft?
Corona hat aus deutlich vor Augen geführt, wie wichtig ein fröhliches und achtsames Miteinander ist. Wir brauchen andere Menschen, ihr Vorbild, ihre Anerkennung, ihre Hilfe und ihre Kritik, um dazuzulernen und menschlich zu reifen.
Das gilt natürlich auch für den Kreis der Mitarbeiter. Auch hier haben wir in guten und schwierigen Zeiten zusammengehalten und mit- und voneinander gelernt. Ökumene, interreligiöser Dialog, Friedensarbeit und Bewahrung der Schöpfung profitieren von der Ideen, die eingebracht, im Miteinander entwickelt und umgesetzt werden.
Es gilt auch weiterhin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Alters zu finden und einzubinden – gerade auch in die Leitungsgremien unserer Gemeinde!
Wie fällt generell Deine Prognose für die nächsten Jahre aus? Mit welchen Herausforderungen, aber auch Chancen rechnest Du für die nächsten Jahre, und welche Vorhaben und Themen hast Du schon heute „im Visier“?
Was die Zukunft anlangt bin ich optimistisch - auch wenn gewaltige Herausforderungen auf uns warten: Mitgliederschwund in den Kirchen durch die Säkularisierung, Klimawandel, Pandemie und ein Krieg in Europa mit ernstzunehmenden Folgen für die Weltwirtschaft.
Doch gleichzeitig sind viele Menschen auf der Suche nach Halt und Orientierung für ihr Leben, ansprechbar auf Gott und empfänglich für menschliche Nähe und Gemeinschaft.
Corona hat dazu geführt, dass die Gottesdienste einladender, kürzer und bunter geworden sind und die Predigten freier und „säkularer“. Ich freue mich, dass Menschen aus anderen Konfessionen und Religionen, aber auch ohne religiöses Bekenntnis immer wieder an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Wir sollten unser Augenmerk weiter auf den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen richten, auf die Friedensarbeit und die Bewahrung der Schöpfung.
Und Gott im Blick haben, der an uns und mit uns arbeitet und der auch durch unseren Glauben und unser Vorbild die Menschen um uns erreichen kann und will.
Die Freude über Gottes Liebe und Nähe ist unsere Stärke!
Kommentare